Pilgern Sigwardsweg - Teil 2

 

4. Tag von Bückeburg nach Obernkirchen

 15.06.2023

 

Heute steht noch das außergewöhnlich interessante Bückeburger Schloss auf unserem Programm.

 

Im 14. Jahrhundert wurde Schloss Bückeburg erstmals urkundlich erwähnt, aber erst ab 1560 wurde die vierflügelige Schlossanlage im Stil der Renaissance erbaut. Nach einem Schlossbrand 1732 wurden Fassaden und Innenausstattungen im Stil des Frühbarocks und Neo-Rokoko gestaltet.

In der noblen Fürstlichen Hofreitschule lässt sich der Zauber der höfischen Reitkunst entdecken und in den zwei Cafe-Restaurants lässt es sich fürstlich speisen.

Der ab 1893 erbaute Festsaal erstreckt sich über zwei Stockwerke. Imposante 9 m hoch und 24 m lang hat der Saal eine einzigartige Raumwirkung. Er dient der fürstlichen Familie zu Schaumburg-Lippe noch heute für festliche Anlässe.

 

Die einmalig schöne Schlosskapelle  fand im Jahr 1396 erstmals urkundliche Erwähnung. Bei allen Umbauten und Umgestaltungen blieb sie an derselben Stelle. Ihre heutige überreiche Ausstattung im Stil des Manierismus erhielt sie im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Gottesdienstlich wird sie von der evangelisch-reformierten Gemeinde Bückeburg-Stadthagen genutzt.

 

Der wunderschöne Garten mit Laubengängen, Springbrunnen und Labyrinth zeigt typisch barocke Elemente. Ein paar Gehminuten vom Schloss liegt das Mausoleum, ein 42 m hoher Kuppelbau und das weltweit größte Grabmonument in Privatbesitz: ein ebenso pracht- wie geheimnisvoller Ort.

 

Hier einige Impressionen:

 

Das Schloss, Innenhof, Festsaal, Kapelle(leider nur 1 Bild) und weitere Räumlichkeiten

  

Der fürstliche Marstall

Durch den Schlosspark zum Mausoleum

Nach so vielen Besichtigungskilometern waren wir ganz schön grocky. Es war auch heute wieder sehr warm und daher haben wir dann schweren Herzens auf den umfangreichen Schlossgarten verzichtet. 

 

Es gab noch ein leckeres Eis zur Abkühlung. Anschließend holten wir im Brauhaus unsere Rucksäcke ab und dann fuhren wir mit dem Bus zu unserem nächsten Highlight, dem Damenstift Obernkirchen.

 

Am späten Nachmittag sind wir vor Ort und werden herzlich von einer Stiftsdame in Empfang genommen. Sie zeigt uns unsere Zimmer sowie den Aufenthalts- und Frühstücksraum. Da die Stiftskirche nicht geöffnet ist, bietet sie uns eine kleine private Führung an. Damit hatten wir gar nicht gerechnet und nehmen das Angebot natürlich sehr gerne an. Zunächst aber beziehen wir unsere Zimmer im sogenannten Westflügel, der für Pilger und Veranstaltungsteilnehmer ist. Die Zimmer sind zweckmäßig und liebevoll eingerichtet - uns gefällt es sehr. Es gibt auch ein sehr gemütliches  "Wohnzimmer" sowie natürlich der bereits schon erwähnte Frühstücksraum.

 

Stiftskirche "St. Marien" zu Oberkirchen

Die Wurzel des Stifts ist in einer freien Gemeinschaft von Frauen zu suchen, die sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts im Zuge der großen Frömmigkeitsbewegung von ihren familiären Bindungen losgelöst hatten.

 

Unter Bischof Werner von Minden (reg. 1153-1170) wurde unter der Obhut eines Probstes ein Augustiner Chorfrauenstift gegründet. Noch auf Bischof Werner geht der romanische Kirchenbau zurück, von dem sich im gotischen Neubau noch erhebliche Reste befinden.  Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche des Ortes für eines der Dekanate des Bistums Minden.

 

Das Dorf Obernkirchen wurde 1181 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit einer Bestätigung zum Marktflecken erhoben. Gleichwohl behielt das Stift bis 1560 die uneingeschränkte Herrschaft über den Ort, sehr zum Unwillen vieler Bewohner.

 

1560 wurde das Kloster seiner alten Rechte beraubt, aber nicht aufgehoben, sondern in ein adliges Fräuleinstift umgewandelt, das vor allem für Töchter des Schaumburger Adels bestimmt war. 1647 kamen das Stift und der Ort an den Landgrafen von Hessen.

 

1810 aufgelöst, wurde das Stift schon 1814 wiederbegründet und gelangte 1866 mit Kurhessen an das Königreich Preußen und nach Zerschlagung dieses Landes 1945 an das neugeschaffene Bundesland Niedersachsen,  seitdem steht es unter der Obhut der Klosterkammer Hannover.

 

Noch heute residiert im Stift ein evangelisches Damenkapitel unter der Leitung einer Äbtissin.

 

Eine dieser Damen hat uns die Kirche vorgestellt und mit großer Begeisterung auch die eine oder andere Anekdote einfließen lassen. Die Führung hat uns sehr viel Spaß gemacht.

5. Tag von Obernkirchen nach bad nenndorf

 16.06.2023

 

So ruhig hatten wir schon lange nicht mehr geschlafen :) Und dann gab es ein Frühstück der Extraklasse. Echt super.

Nach diesem tollen Frühstück starten wir zu unserer letzten Etappe. Geplant sind 17 km bis nach Apelern. Für die letzten km wollen wir dann den Bus nach Bad Nenndorf nehmen.

 

Der Weg startet vorbei am Jüdischen Friedhof (vor 1823 angelegt in Hanglage) durch eine wunderschöne waldreiche Landschaft über den Bückeberg. Unterwegs haben wir noch ein kleines Highlight - Dinosaurierspuren in den Oberkirchener Steinbrüchen. Es handelt sich um Abdrücke einer größeren Menge verschiedener Dinosaurier. Sehr interessant.

 

Das Steinkohlerevier am Bückeberg gilt als eines der ältesten in Deutschland. Mehr als 500 Jahre lang haben Menschen dort nach dem "schwarzen Gold" gegraben und dafür ein riesiges System an Schächten und Stollen in den Berg getrieben. Von 1899 bis 1960 wurde der Kohleabbau im sogenannten Liethstollenrevier industriell betrieben - die Hochzeit des Bergbaus im Schaumburger Land. "Lieth" ist die Bezeichnung für den flachen Berghang, der sich von Obernkirchen bis zum Kamm des Bückeberges erstreckt. 2300 Meter lang reicht der Liethstollen vom Eingang an der Brikettfabrik in Obernkirchen horizontal ins Berginnere. Von dort führen Schächte vertikal bis an die Erdoberfläche. Eines der letzten Relikte des Bergbaus ist der Bremsschacht 7 in der Nähe des Standsteinbruches. Von dort wurde die abgebaute Steinkohle unter Tage bis zur Brikettfabrik in Obernkirchen transportiert. Das alte Schachtgebäude dient heute als Winterquartier für Feldermäuse.

 Unser Weg führt uns weiter über den Bückeberg mit wunderbaren Aus- und Fernsichten. Leider sollte es sich auch auf dieser Etappe herausstellen, dass die Streckenbeschreibung und Ausschilderung alles andere als korrekt sind. Letztlich sind wir 22 km bis Apelern gelaufen. Und damit es noch spannender wird, zog ein heftiges Gewitter auf - wir haben es gerade noch so an die Bushaltestelle geschafft. Was für ein Tag. Wir waren fix und alle.

 

In Bad Nenndorf angekommen, kam die nächste Enttäuschung. Das Restaurant im Hotel hatte geschlossen. Also mussten wir nochmal nach einer Einkehrmöglichkeit suchen. Nach einem chinesischen Abendessen wollten wir nur noch eins - die Beine hochlegen.

6. Tag in Bad Nenndorf und Heimfahrt

17.06.2023

 

Gestern ein Frühstück der Spitzenklasse und heute ein wirklich grottenschlechtes Frühstück im Karaman-Hotel. Alles irgendwie lieblos, überschaubar, Billigprodukte, die nicht schmeckten, und im Speisesaal gaben sich die Spinnenweben ein Stelldichein... brrr.

 

Nach dem Frühstück checkten wir aus und machten uns auf zu einer kleinen Besichtigung von Bad Nenndorf. 

 

Wir wanderten durch den Kurpark, kamen am Grandhotel vorbei, aber unser eigentliches Ziel war die weltweit einzige Formation von Süntelbuchen.

 

Die Süntelbuchen-Allee im Kurpark ist etwas ganz Besonderes. Dabei handelt es sich um eine seltene Form der Rotbuche, die vor fast hundert Jahren angepflanzt wurde und seitdem im Zickzack wächst. Dabei wachsen die Bäume mehr in die Breite als in die Höhe und erreichen nur selten eine Höhe von über 15 Metern. Die Wuchsform wird durch einen Gendefekt verursacht, wobei die Ursache noch ungeklärt ist.

Der Volksmund nennt die skurrilen Baumgestalten gern „Hexenholz“. Die Allee ist in jüngster Vergangenheit mit viel Liebe zum Detail renaturiert worden und umfasst eine Länge von rund 500 Metern. Der Name „Süntelbuche“ stammt von den Vorkommen im Süntel, einem kleinen Höhenzug rund 15 km südwestlich von Bad Nenndorf. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es dort den größten Süntelbuchenwald Europas – heute stehen an rund 50 Standorten noch alte Einzelexemplare oder kleine Baumgruppen.

 

Hier unsere Eindrücke:

Ein Cafe ist nicht zu finden, überhaupt ist hier in Bad Nenndorf nicht viel los. Also wandern wir zum Bahnhof und warten auf unseren Zug nach Hause. Am späten Nachmittag sind wir wieder zu Hause. 

 

Unser Fazit: Den Sigwardsweg werden wir nächstes Jahr nicht fortsetzen. Die Gründe habe ich hier schon angeführt. 

 

Auch sind wir dieses Mal nicht ganz soviel auf dem Pilgerweg gelaufen, wie geplant. Letztlich waren es aber doch einschließlich der Besichtigungstouren ca. 70 km. Es war trotzdem eine besinnliche Auszeit, die uns trotz aller Widrigkeiten sehr gut gefallen hat. Wir haben schöne Ortschaften kennengelernt und tolle Sehenswürdigkeiten gesehen.

 

Für nächstes Jahr werden wir sicher einen schönen Pilgerweg finden.