Unterwegs auf dem Braunschweiger Pilgerweg - von Königslutter bis Riddagshausen -

 

14.04.2023

 

Aus terminlichen Gründen haben wir die ursprünglich für April geplante Pilgertour auf dem Sigwardsweg in den Juni verlegt.

 

Bis dahin dauert es ja noch einige Wochen, daher haben wir uns spontan entschlossen, eine zweitägige Pilgertour in unserer unmittelbaren Nähe zu machen.

 

Wir werden am 19./20.04.2023 von Königslutter über den Elm bis nach Braunschweig zum Kloster Riddagshausen wandern. In Königslutter werden wir uns natürlich den Dom ansehen. Wir freuen uns schon sehr und hoffen auf angenehmes Wetter.

 

Natürlich werde ich wieder berichten.

 

19.04.2023

 

Schon früh hat uns Peter mit dem Pkw nach Königslutter gebracht. Wir verabschieden uns auf dem Marktplatz und laufen zunächst zu unserem ersten Ziel, dem Kaiserdom.

 

Zur Zeit seiner Erbauung Mitte des 12. Jahrhunderts war es eines der größten Bauwerke Norddeutschlands. Der Kaiserdom ist ein Musterbeispiel romanischer Architektur und gilt als Ausdruck des kaiserlichen Anspruchs, den das Kaiserpaar Lothar III und Richenza an das Bauwerk stellten.

 

Das Stifterpaar, deren Familien aus dem sächsischen Hochadel stammten, heiratete im Jahr 1100.

133 wurden die beiden durch den Papst in Rom zum Kaiser und Kaiserin gekrönt. 1135 gründeten die beiden in  "Lutter"  ein Benediktiner-Kloster und legten damit den Grundstein für die Kirche St. Peter und Paul, dem heutigen Kaiserdom. Beide wurden nur wenige Jahre danach in der unvollendeten Kirche beigesetzt.

 

Besonders hervorzuheben sind das Grabmal und das im 18. Jahrhundert über den Gräbern der kaiserlichen Familie in der Mitte der Kirche errichtete Grabmonument. Die Alabasterfiguren stellen den Kaiser, seine Gemahlin und den Schwiegersohn (Heinrich der Stolze, Vater von Heinrich des Löwen) dar.

 

Auch der Kreuzgang ist von einzigartiger Schönheit, das Werk italienischer Bildhauer.

 

Es gab wirklich viel anzuschauen in diesem wunderschönem Dom, die farbenprächtigen Malereien, das Löwenportal und das Gesamtkunstwerk der Fenster, Altäre, Leuchter, Kanzel und Orgel.

 

 

Das war ein guter Start für unsere kleine Tour. Am Marktplatz genehmigen wir uns noch einen Kaffee und dann geht es los. Entlang dem Flüsschen Lutter wird es landschaftlich gleich richtig schön. Es ist zwar noch recht kühl, aber dennoch, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und überall erwacht die Natur. Unmengen von Buschwindröschen säumen unseren Weg. Der Elm (  ein 25 km langer, 3 bis 8 km breiter, maximal 323,3 m ü. NHN hoher und bewaldeter Mittelgebirgszug südöstlich von Braunschweig in den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel in Niedersachsen.

Das weitgehend siedlungsfreie Waldgebiet mit dem größten Buchenwald Norddeutschlands ist Teil des Naturparks Elm-Lappwald) hat für uns auch einige Höhenmeter parat und wir kommen ordentlich ins Schwitzen. 

Unser weiterer Weg führt uns über die Örtchen Erkerode und Lucklum bis nach Veltheim/Ohe. Hier werden wir im Lindenhof übernachten. Morgen geht es weiter nach Riddagshausen.

20.04.2024

 

Wir waren mit unserer Unterkunft sehr zufrieden. Das Abendessen war sehr lecker und über das Frühstück konnte man wahrlich nicht meckern. Nachts hatte es ein bisschen geregnet und morgens war es erst mal recht durchwachsen und kühl. 

 

Bereits um 9.00 Uhr waren wir startklar. Unser Weg führt uns zunächst vorbei an der schlichten romanischen St. Remigius Kirche, die schon 1214 bestand. Hervorzuheben ist ihre einmalige Lage neben dem Burggraben. 

 

Und nur wenige Schritte entfernt das Schloß (ehemals Wasserburg). Die heutigen Besitzer des Gutes, die Familie von Veltheim, wurden bereits 1160 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Familie erwarb nach vielen Jahren 1832 ihren Besitz zurück. Der heutige Besitzer, Alexander von Veltheim, ist auch gleichzeitig der Bürgermeister des gleichnamigen Ortes.

 

 

 

Unser weiterer Weg Richtung Braunschweig-Riddagshausen führt uns nun immer wieder durch eine schöne, frühlingshafte Waldlandschaft. Ein wunderbarer Weg zum Entspannen und seine Gedanken schweifen zu lassen.

Unterwegs kommen wir auch an einem Zeugnis der NS-Geschichte vorbei: Eine Hinrichtungsstätte.

1937 wurde im Strafgefängnis Wolfenbüttel eine von 22 Hinrichtungsstätten im NS-Deutschland eingerichtet. Bis zur Befreiung durch US-Truppen wurden dort an 526 Männern und Frauen Todesurteile mit der Guillotine vollstreckt. Soldaten der Wehrmacht erschossen weitere Verurteilte aus dem Strafgefängnis auf dem Schießstand Braunschweig-Buchhorst. Der militärische Schießübungsplatz in der Buchhorst wurde 1876 für die Garnison Braunschweig angelegt und bis 1962 genutzt. 

Am frühen Nachmittag sind wir an unserem Ziel - die Klosterkirche St. Maria in Riddagshausen, einem Stadtteil von Braunschweig.

Im Jahr 1145 gründeten Zisterziensermönche das Kloster Riddagshausen. Nach einem Vorgängerbau wurde im Jahr 1216 der Grundstein für die heutige Klosterkirche St. Maria gelegt, die am 15. Juni 1275 der Mutter Gottes geweiht wurde. Am 10. August 1568 wurde die Reformation im Kloster Riddagshausen eingeführt. Seitdem ist die Klosterkirche evangelisch-lutherische Gemeindekirche. Die Klosterkirche Riddagshausen gehört nach dem Magdeburger Dom zu den ältesten gotischen Bauwerken in Deutschland.

 

Pilgern ist Aufbrechen und Losgehen, ist Durchatmen und Verweilen, ist Ankommen am Ort und bei sich selbst, ist Bewusstwerden und Achtsamkeit für die eigene Geschwindigkeit – ist Beten mit den Füßen. Pilgern ist eine alte Tradition in neuer Zeit.

Das Kloster Riddagshausen liegt seit Alters her auf dem historischen Jakobsweg nach Santiago de Compostela durch das Braunschweiger Land.

 

Sehr viel nachzulesen gibt es unter

Ein weiteres Highlight ist die in unmittelbarer Nähe gelegene Frauenkapelle.

 

Als Saalkirche errichtet, ist die Kapelle von einem leicht gebusten zweijochigen Kreuzgratgewölbe überspannt. Das aus Steinplatten herausgearbeitete Maßwerk der zweibahnigen Fenster ist ein Rückgriff auf frühe Maßwerkformen.

Fremde, denen der Zutritt zum Kloster verwehrt war, konnten hier aus der überbauten Vorhalle, deren Arkaden zu jener Zeit nicht vermauert waren, an Feiern der Heiligen Messe teilnehmen. Heute betritt man die Kapelle durch eine Tür in der Ostwand der ehemaligen Vorhalle und einen im 15. Jahrhundert mit aufsitzendem Dachreiter errichteten Zwischenbau.

 

Das war unsere kleine Pilgertour, die uns sehr gut gefallen hat. Nun freuen wir uns auf unsere Pilgerreise im Juni. Dann werden wir auf dem Sigwardsweg unterwegs sein.