Ein 3-Tages-Tripp nach Wittenberge an der Elbe
21. Juli 2020
Das Wetter für die nächsten Tage sieht vielversprechend aus und wir beschließen, spontan einen kleinen Ausflug an die Elbe zu unternehmen. Schon länger wollen wir uns das Städtchen Wittenberge ansehen.
Über Salzwedel (B248), Dömitz (191) und 195 geht es nach Wittenberge. Unser Ziel ist der Womo-Stellplatz am Nedwighafen mit Blick auf die Elbe/Elbauen. Zudem ist das Zentrum zu Fuß gut erreichbar und der Platz liegt direkt am Elberadweg.
Ankommen und mal Glück haben - es wird gerade ein Platz in der ersten Reihe frei. Das fängt also schon mal sehr gut an. Schnell haben wir uns eingerichtet und der erste Kaffee vor dem Wohnmobil mit einem schönen Blick auf die Elbe schmeckt gleich noch viel besser.
Wie uns andere Wohnmobilisten erzählen, kommt der Platzwart gegen 18 Uhr zum Kassieren.
Preis p.T. 10,50 €
V+E, Strom kostet extra
Zum Vergrößern die Bilder einfach anklicken
Nach einer kleinen Pause starten wir zu unserem ersten Spaziergang ins Zentrum der Stadt.
Wittenberge liegt im Landkreis Prignitz im Bundesland Brandenburg. Die Stadt besteht seit dem Mittelalter, es finden sich aber nur noch wenige Gebäude aus dieser Zeit. Am Ende des 30jährigen Krieges war Wittenberge völlig entvölkert. Die Stadt fiel verheerenden Bränden und Elbdeichbrüchen zum Opfer.
Der Aufschwung kam erst im 19. Jahrhundert. 1820 legte das erste Dampfschiff der Berlin-Hamburg Passagierlinie im Hafen an und außerdem wurden Ölmühle und Seifenfabrik erbaut. Auch der Anschluss der Eisenbahnlinie trug zum Aufschwung der Stadt bei.
Hier unsere Eindrücke:
interessante Bauwerke rechts und links unseres Weges
Neobarockes Rathaus von 1914 und das Naturdenkmal, die Hängebuche
Das Gründerzeitviertel "Heisterbusch" mit dem Jugendstilhaus "Haus der vier Jahreszeiten", erbaut 1906 sowie die Friedrich-Ludwig-Jahn-Schule, benannt nach Turnvater Jahn, der im naheliegenden Ort Lanz geboren wurde.
Und weiter ging unser wirklich interessanter Spaziergang .....
Neoklassizistisches Kultur- und Festspielhaus, der Steintorturm, ältestes Gebäude, ca. 1300 und eine senkrecht bepflanzte Häuserwand, sieht irre aus
So allmählich streikten die Füße, denn Wittenberge ist recht weitläufig :)
Morgen werden wir die Stadt weiter erkunden.
Mittwoch, 22. Juli 2020
Nach einem leckeren Frühstück und einer Hunderunde geht es zu unserer zweiten Stadtbesichtigung.
Zunächst geht es entlang der Elbe auf der Elbepromenade.
Ein Highlight ist zweifelsfrei die alte Ölmühle.
1823 erwarb der Berliner Kaufmann Salomon Herz in Wittenberge ein Grundstück am Elbufer und begann mit dem Aufbau einer Ölmühle und einer Ölhandelsgesellschaft, der ersten in Deutschland. Zu dieser Zeit hatte Wittenberge 1000 Einwohner und die erste industrielle Anlage. Rohstoffe wie Lein, Raps und Rüben kamen aus der ländlichen Umgebung, ebenso die benötigten Arbeitskräfte. Bald gab es Importverbindungen mit Rumänien, Russland und Indien. Der Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten fand vorerst über den Wasserweg Elbe statt. Das erzeugte Rohöl wurde vor allem als Leucht- und Schmiermittel verwendet, ein geringer Teil wurde zu Speisezwecken veredelt.
Ein Großfeuer zerstörte 1856 die gesamte Ölfabrik, noch im gleichen Jahr wurde mit dem Wiederaufbau begonnen.
Heute ist das gesamte Gelände Erlebnisgastronomie, Schaubrauerei, Hotel, Spa und noch vieles mehr.
Hierzu die ausführliche Seite über Historie, Events usw.
Besonders schön auch die Evangelische Kirche
Und dann noch der Uhrturm und die Nähmaschinenfabrik
Ein Wahrzeichen der Stadt: Uhrenturm des Nähmaschinenwerkes in Wittenberge von 1929 (größte freistehende Turmuhr Deutschlands und auf dem europäischen Festland) - leider an unserem Besuchstag keine Turmbesteigung :(
1903 errichtete die in New York City ansässige Firma Singer Manufacturing Company eine Nähmaschinenfabrik, die bis in die 1920er Jahre weitere Ausbauten erfuhr, u. a. 1928/29 durch die größte freistehende Turmuhr auf dem europäischen Kontinent. Hier wurden bis zum 3. Mai 1945 die Singer-Nähmaschinen hergestellt. Während der DDR-Zeit wurde die Nähmaschinenproduktion erfolgreich weitergeführt. Die Nähmaschinen aus Wittenberge hießen jetzt VERITAS und Naumann und wurden ein Weltprodukt. In den 1980er Jahren avancierte der VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge zur modernsten Nähmaschinenfabrik der Welt.
Historische Bahnanlage/Lokschuppen
Das Stadtmuseum befindet sich in der "Alten Burg", dem ältesten Wohnhaus der Stadt. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1669 als Weißes Schloss der Edlen Herren Gans zu Putlitz erbaut.
Der schlichte Herrensitz am Rande der Altstadt war noch bis in das 19. Jahrhundert ein klassischer Gutshof, später dann Gärtnerei, Töchterschule, BDM-Heim und Wohnhaus. 1971 wurde in dem Gebäude ein Arbeiter- und Industriemuseum eingerichtet.
Nach einer umfangreichen Sanierung empfängt das Stadtmuseum „Alte Burg“ seine Besucher zu neuen interessanten Dauer- und immer wieder wechselnden Sonderausstellungen sowie zahlreichen Veranstaltungen für Groß und Klein.
Nun waren wir lang genug unterwegs. Relaxen und noch eine kleine Runde mit dem Fahrrad auf dem Elberadweg..... der Tag war vollgepackt mit interessanten Eindrücken.
Donnerstag, 23. Juli 2020
Unser letzter Tag. Bevor wir nach Hause fahren, wollen wir noch in das ca. 15 km entfernte Rühstädt fahren. Nirgendwo in Deutschland brüten so viele Störche in einem Ort wie in Rühstädt. Über 30 Storchenpaare - im Rekordjahr 1996 waren es 44 Paare - beziehen alljährlich Quartier auf den Hausdächern in Rühstädt. Den Titel „Europäisches Storchendorf“ erhielt das Dorf 1996 von der Stiftung Euronatur. In den Feuchtwiesen der Elbtalaue finden die Störche ihre Nahrung.
Am Ortsrand befindet sich das Besucherzentrum mit der NABU-Ausstellung "Weltenbummler Adebar".
In unmittelbarer Nähe gibt es auch einen kleinen Wohnmobilstellplatz - kostenlos.
Hier parken wir unser Womo und starten unseren Spaziergang durch den kleinen Ort.
Im Restaurant/Cafe "Zum Storchenhof" gönnen wir uns noch Kaffee, Kuchen und Eis und dann sind unsere 3 Tage auch schon zu Ende. Drei wunderbare Tage, die uns sehr gefallen haben.
Nach 120 km waren wir wieder zuhause.
Uns gefallen diese kurzen Tripps. Längere Fahrten kommen im Augenblick nicht in Frage - zum einen haben wir einen schönen Garten und zum anderen möchten wir einfach kein Risiko vor dem Hintergrund der Pandemie eingehen.